Judenfeindschaft

Eine Leseprobe aus unserem Buch: Heiko Heinisch; Nina Scholz, Europa, Menschenrechte und Islam – ein Kulturkampf?, Wien, Passagen Verlag 2012. Mit freundlicher Genehmigung des Passagen Verlags: Das Kapitel “Judenfeindschaft”

Der Begriff Antisemitismus, geprägt im 19. Jahrhundert, hat sich mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch für alle Formen der Judenfeindschaft durchgesetzt, wobei die unterschiedliche Genese in verschiedenen Regionen und Kulturen außer Acht bleibt. Zum besseren Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten jedoch scheint für unser Thema ein Blick auf die historische Entwicklung der Judenfeindschaft in Islam und Christentum hilfreich.

Der europäische Antisemitismus hat seine Wurzeln im christlichen Antijudaismus und reicht in die ersten Jahrhunderte des Christentums zurück. Seit der Abspaltung der frühen Christen vom Judentum war das Weiterbestehen der jüdischen Religion die gelebte Infragestellung christlicher Heilsvorstellung, denn die Juden warteten weiterhin auf jenen Messias, den die Christen mit Jesus bereits gekommen sahen. Die Existenz

"Ecclesia und Synagoge", 13. Jh., Darstellungen der Siegreiche Kirche und der besiegten Synagoge mit gebrochenem Stab und verbundenen Augen vom Portal des Straßburger Münsters

“Ecclesia und Synagoge”, 13. Jh., Darstellungen der Siegreiche Kirche und der besiegten Synagoge mit gebrochenem Stab und verbundenen Augen vom Portal des Straßburger Münsters

des Judentums traf die christliche Identität in ihrem Kern. Doch die Juden waren, obgleich als verstockt und verdammt angesehen, auch, wie Ernst Gombrich einmal feststellte, integraler Teil der christlichen Erlösungsgeschichte. Sie waren „Gottes erste Liebe“ (Friedrich Heer), das Volk, mit dem Gott den ersten Bund geschlossen hatte, mit ihnen teilte man das Alte Testament.[1] In dieser theologischen Verflechtung, die Herausforderung und ständige Provokation zugleich war, liegt die Ursache dafür, dass Juden im christlichen Diskurs von Beginn an Gegenstand der Auseinandersetzung und dominantes Feindbild waren und das Christentum eine solche Fülle an judenfeindlichen Schriften hervorbrachte. Zentraler Punkt war hierbei der schon für das zweite christliche Jahrhundert belegte Vorwurf des Gottesmordes:

Mit Jesus, dem Sohn Gottes, hätten die Juden Gott selbst in seiner menschlichen Gestalt getötet.[2] Ausgehend von diesem Vorwurf wurde bis ins Mittelalter hinein ein von Rache und Rechtfertigungszwang beeinflusster Vorurteilskorpus aufgebaut, aus dessen Annahmen und konkreten Anwürfen noch der moderne Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts schöpfen sollte.[3] Selbst die wirtschaftlichen Anfeindungen gegen die Juden als „Schmarotzer“ , „Wucherer“ und „Betrüger“ waren keine neuen Erfindungen, denn eine antijüdische, wirtschaftsethische Fragen aufgreifende Theologie hatte es bereits im 12. Jahrhundert gegeben.[4] Der semantische und ideologische Konnex zwischen Jude und Geld wurde bereits in der gleichnishaft-anschaulichen Welt der Evangelien angedeutet und später in den mittelalterlichen Passionsspielen versinnbildlicht. Judas Ischariot, der Jesus für 30 Silberlinge verriet und dadurch in den Besitz eines anrüchigen Vermögens gelangte, sowie die von Jesus aus dem Tempel vertriebenen Geldwechsler wurden zum Inbild des „geldgierigen Juden“. Vor allem das Judasmotiv wurde zum Allgemeingut des antisemitischen Diskurses, von seinen religiösen Anfängen über den Nationalsozialismus bis heute. Abgeleitet vom skrupellos erworbenen Reichtum des Judas erschien der Reichtum jedes Juden von fragwürdiger Natur.[5] Antisemitismus war nie ein starres Dogma, sondern konnte jederzeit flexibel an aktuelle politische und wirtschaftliche Fragen und Entwicklungen anknüpfen. Der moderne europäische Antisemitismus ist ohne die religiöse Judenfeindschaft und die Wahrnehmung der Juden als besondere, dem Christentum feindliche und fremde Gruppe nicht denkbar. Sie brachte die Antisemiten des 19. Jahrhunderts erst auf die Idee, auf die Juden als Sündenböcke zurückzugreifen; sie beeinflusste Romantiker und Nationalisten[6] in ihren Vorstellungen von Homogenität und „Heilsgemeinschaft“, in denen Juden die Rolle des Gegenparts zugewiesen wurde. Christlicher Antijudaismus und moderner Antisemitismus unterschieden sich auf der Ebene der Definition des Juden, wenngleich beide letztlich eine Welt ohne Juden wollten. Der Unterschied zwischen religiöser und rassischer Definition war, angesichts des Fortgangs der Geschichte, ein Unterschied ums Ganze. Die religiöse Sicht, die die Juden über ihren Glauben definierte, betrachtete deren Konversion zum Christentum als Teil des göttlichen Plans zur Erlösung aller Menschen. Für den modernen, biologisch-rassischen Antisemitismus hingegen konnte es eine Konversion nicht mehr geben: Das Volkstum wurde als im Blut liegend betrachtet, der Ausschluss der Juden damit unumkehrbar und endgültig. Die Nationalsozialisten haben diesen Gedanken des Ausschlusses der Juden bis zur „Endlösung“ getrieben. Die antijüdischen Stereotype waren indes beiden Formen der Judenfeindschaft gemein und man kann Friedrich Heers Bemerkung zustimmen, dass frühe kirchliche Autoritäten, wie Chrysostomos, Hieronymos und Augustinus, jenes Bild des Juden geprägt haben, das dann für eineinhalb Jahrtausende in Krisensituationen und Umbruchszeiten seine Wirkung entfaltete und auf neurotische Persönlichkeiten so faszinierend gewirkt hat.[7]

Im islamischen Diskurs ist seit rund 120 Jahren die zunehmende Übernahme von antisemitischen Inhalten europäischer Prägung zu beobachten. Ihre Wurzeln hat die islamische Judenfeindschaft jedoch in der religiösen Überlieferung (Koran, Sunna und Prophetenbiographie). Darin findet sich die Erzählung über drei jüdische Stämme in Medina, die mit den Feinden Mohammeds kollaborierten und sich weigerten, den Islam anzunehmen. Mohammed befahl deshalb die Vertreibung zweier Stämme, die Männer des dritten wurden liquidiert, Frauen und Kinder in die Sklaverei geführt.[8] Darüber hinaus finden sich im Koran eine ganze Reihe von Beschuldigungen und Vorwürfen gegenüber Juden, wie etwa folgende: Sie brachen den Bund mit Gott (4,155; 5,13), sie töteten ihre Propheten (2,61; 3,21,112,181; 4,155;5,13), wurden vertragsbrüchig, begingen Verrat (2,100; 5,13) und brachten andere um ihr Geld (4,161; 9,34). Wenn man jene Verse außer Acht lässt, die sich allgemein mit „Ungläubigen“ beschäftigen und nur diejenigen betrachtet, die sich ausdrücklich mit Juden oder Christen befassen, dann fällt auf, dass Juden wesentlich häufiger und deutlich abschätziger erwähnt werden als Christen. Diese explizit judenfeindliche Sicht der islamischen Überlieferung deutet auf eine starke Beeinflussung durch die zeitgenössische christliche Judenfeindschaft zum Zeitpunkt der Kanonisierung der Schriften hin. Angesichts der geographischen Überschneidung darf die Kenntnis des christlich-theologischen Diskurses vorausgesetzt werden.[9]

In islamistischen wie islamisch-orthodoxen Kreisen gehören die Geschichte der Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Stämme von Medina und die antijüdischen Koranzitate zum Grundbestand der Propaganda gegen Juden, der in Koranschulen und im Religionsunterricht, auch in Europa, gelehrt wird. Der islamischen Judenfeindschaft fehlte allerdings ein wesentliches Element der christlichen: Der Vorwurf der Schuld an der Kreuzigung Jesu. Die Kreuzigung schien im christlichen Diskurs nur durch eine große, geradezu unheimliche Macht der Juden möglich gewesen zu sein. Hier mag der Ursprung der Idee einer jüdischen Weltverschwörung liegen; eine Vorstellung, welche, angereichert mit dem Vorwurf der Hostienschändung und des Ritualmordes, das gefährliche, die Christenheit bedrohende Potential der Juden illustrieren sollte. Die Ritualmordlegende, nach der Juden das Blut christlicher Kinder für den Pessach-Ritus verwenden, machten sich noch die Nationalsozialisten zunutze, die im Mai 1934 eine Sonderausgabe des

Stürmer-Sondernummer vom Mai 1939

Stürmer-Sondernummer vom Mai 1939

Stürmer zum Thema „Ritualmord“ herausbrachten. Der Vorwurf der Weltverschwörung markiert im Übrigen auch einen wesentlichen Unterschied zwischen Antisemitismus und dem Rassismus gegenüber anderen Gruppen.

Der Islam, der Jesus nur als einen unter vielen Propheten kennt und nicht als Gottes Sohn oder als den Gekreuzigten, sah in den Juden, die unter seine Herrschaft gerieten, keine Gefahr, sondern stets nur Unterlegene. In der christlichen Überlieferung töteten die Juden den Propheten, während in der islamischen der Prophet die Juden tötete.[10] Daher ist es erklärungsbedürftig, wie der Vorwurf einer jüdischen Weltverschwörung im 19. Jahrhundert in die islamische Welt kommen konnte und dort mit großer Bereitschaft aufgenommen wurde.

Der Nahostkonflikt hat – vom Beginn der jüdischen Einwanderung im Jahre 1881 an, als Juden vor Pogromen in Russland nach Palästina flüchteten – der islamischen Judenfeindschaft immer wieder neue Nahrung gegeben, als ihre Ursache kann er jedoch nur bedingt betrachtet werden. Bis 1897, das Jahr, in dem Theodor Herzl sein Buch Der Judenstaat veröffentlichte und das als Beginn des Zionismus betrachtet werden kann, hatte die jüdische Zuwanderung nach Palästina zu 18 Siedlungen mit insgesamt 5000 Einwohnern geführt. In den folgenden 17 Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sollte sich ihre Zahl auf 40.000 erhöhen.[11] Von einer Masseneinwanderung konnte zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede sein. Ablehnung von Juden und die damit einhergehenden verbalen und physischen Angriffe können bis zur Entstehung des Zionismus aus traditioneller islamischer Judenverachtung auf der einen Seite und fremdenfeindlichen Ressentiments gegenüber den einwandernden russischen Juden auf der anderen erklärt werden.

Die Stellung der Juden und Christen als Dhimmis bestimmte über Jahrhunderte hinweg ihr Dasein in den islamischen Gesellschaften und machte sie zu Parias und Menschen zweiter Klasse. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das im Niedergang befindliche Osmanische Reich jedoch dringend auf wirtschaftliche und militärische Unterstützung des christlichen Europa angewiesen. Eine der Maßnahmen, die auf Druck der westlichen Staaten durchgesetzt wurden, war die 1839 beschlossene rechtliche Gleichstellung von Juden und Christen. In der Bevölkerung stieß diese Reform jedoch auf Ablehnung, die sich in verschiedenen Gebieten des Osmanischen Reiches in den nächsten Jahrzehnten immer wieder in antijüdischen und antichristlichen Pogromen entlud (→Toleranz).[12] Anders als die Christen hatten die Juden jedoch keine Lobby, die schützend die Hand über sie gehalten hätte. Zwar versuchte Großbritannien, mangels schutzbedürftiger protestantischer Untertanen der Osmanen, die Unterdrückung der Juden zum Anlass zu nehmen, um wie die anderen Großmächte direkten Einfluss auf die Politik des Osmanischen Reiches auszuüben, scheiterte dabei jedoch am Widerstand des Sultans.[13] Die mehrheitlich der Orthodoxie angehörenden orientalischen Christen hatten mit Russland, aber auch den Westmächten starke Schutzmächte, die immer wieder zu ihren Gunsten intervenierten.[14]

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts war die wirtschaftliche und militärische Unterlegenheit der Osmanen, die mit großen Gebietsverlusten einherging, nicht mehr zu übersehen. Einerseits verlor das Reich durch die Unabhängigkeitskriege der Serben, Griechen, Bulgaren und anderer den größten Teil seiner europäischen Gebiete, andererseits entledigten sich erste arabische Gebiete der Osmanischen Hoheit. Diese Schwäche des Reiches nutzten Frankreich und England, um sich Teile der osmanisch-arabischen Welt einzuverleiben, und Russland eroberte weite Teile Zentralasiens und des Kaukasus, wodurch erstmals Millionen Muslime unter christliche Herrschaft gerieten. Der Verlust der Weltmachtstellung führte in der islamischen Welt zu einem tiefen Trauma und weckte den Ruf nach dem „wahren“ Islam, nach einer Rückbesinnung auf die Ursprünge, mit dem Ziel, die verloren gegangene Größe und Dominanz in der Welt zurückzugewinnen. Diese von verschiedenen islamischen Denkern[15] vertretene rückwärtsgewandte Utopie kann durchaus als Trauma-Bewältigung begriffen werden, wie sie häufig mit dem Zusammenbruch einst mächtiger Reiche oder mit großen Krisen einhergeht. Sie ist die frühe geistige Wurzel der islamistischen Bewegungen und entstand aus dem Unvermögen, die tradierte Rolle der „islamischen Gemeinschaft“ als Inhaberin göttlicher Wahrheit und Auserwähltheit mit der neuen Realität in Einklang zu bringen. Die in der islamischen Welt kaum vorhandene Tradition eines offenen und kritischen Diskurses und der Selbstkritik leistet bis heute der Bereitschaft Vorschub, sich zum Opfer zu stilisieren und an Verschwörungstheorien zu glauben.[16] Die Idee einer jüdischen Weltverschwörung, wie sie von europäischen Antisemiten des 19. Jahrhunderts vertreten wurde, fand auf der Suche nach Schuldigen bereitwillige Aufnahme. Der europäische Antisemitismus lieferte der arabischen Welt die „Beweise“ für die Allmacht eines Gegners, dem die eigene Niederlage und Marginalisierung angelastet werden konnte. Bereits 1894 wurde August Rohlings berühmtes antisemitisches Standardwerk, Der Talmud-Jude ins Arabische übersetzt.[17] 1920 folgten die Protokolle der Weisen von Zion[18], eine Fälschung des russischen Geheimdienstes. In den nächsten Jahren wurden die Bücher aller namhaften Antisemiten ins Arabische übertragen, von den bereits erwähnten über Henry Fords The International Jew, the World’s Foremost Problem  bis zu Adolf Hitlers Mein Kampf. Alle diese Werke schienen den Hass der Juden auf alles Nichtjüdische und ihre Omnipotenz zu belegen.

Kein Werk wurde so häufig aufs Neue ins Arabische übersetzt wie die Protokolle der Weisen von Zion;[19] es zählt bis heute zu den Bestsellern. Das ist angesichts der Situation des arabischen Buchmarktes mehr als erstaunlich. Im Arab Human Development Report 2002 der UN wird die geringe Übersetzungstätigkeit in arabischen Ländern beklagt: „Derzeit werden in der arabischen Welt lediglich 330 Bücher jährlich übersetzt; etwa ein Fünftel der Anzahl von Büchern, die ins Griechische übertragen werden. Allein Spanien übersetzt pro Jahr ebenso viele Bücher wie in den vergangenen 1.000 Jahren ins Arabische übersetzt wurden. Dabei hätten die arabischen Länder den enormen praktischen Vorteil, eine gemeinsame Sprache zu besitzen“, heißt es im Report.[20]

Während es den Nationaltürken unter der Führung Mustafa Kemal Atatürks gelang, am Ende des 1. Weltkriegs die Initiative zu ergreifen und durch eine konzertierte militärische Kraftanstrengung den Kern des Osmanischen Reiches zu erhalten und als Türkei eine nationale Identität zu entwickeln, verstärkte sich die Identitätskrise der arabischen Welt. Die unter Atatürk eingeleiteten Reformen, die den Einfluss des Islam auf Politik und Gesellschaft zurückdrängten und eine über tausendjährige religiöse Institution – das Kalifat – abschafften, beraubten die Muslime ihres religiösen Bezugspunktes. Dass eine fremde Macht, Großbritannien, in der Balfour-Deklaration von 1917 dem jüdischen Volk eine „nationale Heimstätte“ in Palästina zusicherte, empfanden die Araber als weitere Demütigung.

Die Identitätskrise der arabischen Hemisphäre bereitete den Boden für die politische Bewegung des Islamismus, die den Ruf nach einer Erneuerung des Islam mit Judenfeindschaft und dem Weltverschwörungsgedanken europäischer Antisemiten verband. In Palästina spielte Amin al-Husseini, der aus einem mächtigen arabischen Clan stammende spätere Mufti von Jerusalem, fortan eine bedeutende Rolle. Als erbitterter Gegner der jüdischen Einwanderung organisierte er bereits 1920 und 1921 Angriffe auf die alten jüdischen Viertel von Jerusalem und Jaffa. In Flugblättern und Schriften jener Zeit wurden Juden unter Bezug auf die Protokolle der Weisen von Zion zu den ewigen und schlimmsten Feinden der Muslime erklärt.[21] Zu den blutigsten Ausschreitungen dieser Zeit gehören die Massaker in Hebron und Safed im Jahr 1929 mit insgesamt 133 Toten. Im Gegensatz zu den eingewanderten zionistischen Siedlern, die ihre Siedlungen militärisch verteidigten und ihrerseits Muslime angriffen, waren die autochthonen Judengemeinden ein leichteres Ziel.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland diente sich al-Husseini den Deutschen an, die jedoch zunächst zurückhaltend reagierten. Zum einen strebte Hitler

Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem, bei Adolf Hitler am 9. Dezember 1941

Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem, bei Adolf Hitler am 9. Dezember 1941

zu diesem Zeitpunkt ein Bündnis mit Großbritannien, der Mandatsmacht im Nahen Osten, an, zum anderen hielt er die Araber für eine nicht ebenbürtige „Rasse“, waren sie doch ebenfalls Semiten. Erst als deutlich wurde, dass ein Bündnis mit Großbritannien nicht zustande kommen würde, zog man die Araber als nützliche Helfer in Betracht. Ab 1938 erhielt al-Husseini nachweislich Geld und Waffen aus Berlin, um sowohl den Kampf gegen Briten und Juden zu führen, als auch seine innerpalästinensische Konkurrenz, den mächtigen Clan der Nashashibis, der für eine moderate Politik der bedingten Zusammenarbeit mit Briten und Zionisten eintrat,[22] auszuschalten. Mit der Ausstrahlung eines arabischsprachigen Programms des Nazi-Senders Radio Zeesen bei Berlin, des damals leistungsstärksten Kurzwellensenders der Welt, erhielten die Araber auch propagandistische Unterstützung. Die Orientredaktion des Senders strahlte täglich ein zutiefst antisemitisches Programm in die muslimische Welt aus. Al-Husseini, der nach einem gescheiterten Aufstand gegen die Briten 1941 in Berlin Aufnahme fand, übernahm dort die Leitung des arabischsprachigen Programms.[23] Mit Rückgriff auf die koranische Geschichte verband er die alte, islamisch argumentierte Ablehnung der Juden mit dem modernen Antisemitismus:

“Dieses Volk ist der Feind der Araber und des Islam seit dessen Bestehen. Der Heilige Koran hat diese alte Feindschaft in den folgenden Worten ausgesprochen: ‚Du wirst finden, dass die den Gläubigen am feindlichsten Gesinnten die Juden sind.‘ Sie versuchten, den verehrungswürdigen Propheten zu vergiften, leisteten ihm Widerstand, waren ihm feindlich gesonnen und intrigierten gegen ihn. Dies war vor mehr als 1300 Jahren der Fall. Seit jener Zeit haben sie nicht aufgehört, gegen die Araber und Mohammedaner ihre Intrigen zu spinnen.”[24]

Die Anschauungen des Muftis wiesen, im Hinblick auf die Projektion in die Vergangenheit

Amin al-Husseini bei bosnischen SS-Freiwilligen

Amin al-Husseini bei bosnischen SS-Freiwilligen

und die Untermauerung mit religiösen Schriften, Parallelen zum modernen Antisemitismus auf, wo ebenfalls Bezüge zur religiösen Überlieferung hergestellt und die zeitgenössischen Juden zu „Gesinnungsbrüdern der Golgathahenker“ erklärt wurden.[25] Al-Husseini betonte stets die weltanschauliche Verbundenheit des Islams mit dem Nationalsozialismus, die seiner Meinung nach in gleichen Anschauungen über Führung, Gehorsam und Disziplin, Gemeinschaft und das Verhältnis zu den Juden bestünde.[26]

Besondere Unterstützung erfuhr die Politik des Muftis in Ägypten, wo der Volksschullehrer Hassan al-Banna 1928 die Muslimbruderschaft gegründet hatte, durch die der Islamismus binnen weniger Jahre zur Ideologie einer Massenbewegung wurde. Bis heute sind die Muslimbrüder der ideologische Bezugspunkt aller islamistischen Bewegungen. 1938 verfügten sie bereits über 200.000 Mitglieder und begannen, mit Unterstützung aus dem nationalsozialistischen Deutschland, eine eigene militärische Organisation aufzubauen. Die finanzielle und propagandistische Hilfe aus dem Dritten Reich ermöglichte es den Islamisten, in Palästina und Ägypten zu einem wichtigen Faktor der arabischen Politik zu werden. In der Zeitschrift der Organisation erschien eine regelmäßige Kolumne mit dem Titel „Die Gefährlichkeit der Juden in Ägypten“, die den Juden wahnhaft alles Böse, vom Kommunismus bis zur Prostitution, anlastete. Der Journalist Sayyid Qutb, der sich 1951 den Muslimbrüdern anschloss, wurde durch seine Schriften zum wichtigsten Denker und Propagandisten des Islamismus. Sein Werk Unser Kampf gegen die Juden gehört seither zu den meist gelesenen Büchern der islamischen Welt. Qutb entwirft darin das Szenario einer weltweiten jüdischen Verschwörung gegen den Islam. Alles Negative in der Geschichte des Islam gehe, so Qutb, von den Juden aus, die sogar hinter der Abschaffung des Kalifats stünden.[27]

Die arabischen Nationalisten – obgleich politische Gegner der Islamisten – waren in ähnlicher Weise von Judenfeindschaft und Bewunderung für den Nationalsozialismus durchdrungen. Inwieweit die Tatsache, dass einige ihrer Führer durch die politische und ideologische Schule der Muslimbrüder gegangen waren, dabei eine Rolle spielte, kann hier nur vermutet werden. Jassir Arafat, ein Großneffe des Großmuftis al-Husseini, begann seine politische Karriere ebenso bei den Muslimbrüdern wie Nasser und Sadat.[28] Der Sieg Nassers in Ägypten 1952 war ein maßgeblicher Verdienst der Muslimbrüder, denen neben Nasser selbst 13 weitere Putschisten angehörten, beziehungsweise nahestanden. Erst nach seiner Machtergreifung wendete sich Nasser von der Bruderschaft ab;[29] was ihn allerdings nicht daran  hinderte, die Lektüre der Protokolle der Weisen von Zion öffentlich zu empfehlen.[30] Interessantes Detail am Rande: In der Folge des von Nasser ins Leben gerufenen Panarabismus als arabischer Nationalismus wurden die Muslimbrüder in Ägypten, später auch in Syrien massiv verfolgt, eingesperrt und liquidiert, was dazu führte, dass viele in Westeuropa Asyl suchten und fanden. Einer dieser islamistischen Flüchtlinge war der 1995 verstorbene Said Ramadan, der Schwiegersohn Hassan al-Bannas, der in Deutschland 1957 an der Errichtung der Münchner Moschee, aus der später das  Islamische Zentrum München hervorgehen sollte, beteiligt war. Das 1958 in Genf gegründete Islamische Zentrum geht ebenfalls auf seine Initiative zurück.

Aufstieg und Machtergreifung der NSDAP stießen bei arabischen Nationalisten vor allem deshalb auf wohlwollendes Interesse, weil das im Dritten Reich propagierte Gefühl nationalen Stolzes auch das Ideal einer großen arabischen Nation belebte und man in den Juden einen gemeinsamen Feind sah.[31] Es scheint nur folgerichtig, dass nach 1945 viele hochrangige Nazis in Ägypten und anderen arabischen Ländern Unterschlupf fanden.[32]

Die militärischen Auseinandersetzungen rund um die Gründung des Staates Israel 1948 und die daraus folgende Vertreibung und Flucht hunderttausender Palästinenser aus ihrer Heimat[33] verstärkten die Judenfeindschaft in der gesamten islamischen Welt. Schon im Vorfeld der Staatsgründung hatte die Al-Azhar-Universität in Kairo als Reaktion auf Vertreibung und Massenflucht der Palästinenser, alle islamischen Länder aufgefordert, ihre jüdische Bevölkerung zu vertreiben. Der gemeinsame Versuch der arabischen Armeen, Israel unmittelbar nach seiner Gründung wieder zu vernichten, endete in einer schweren Niederlage, in deren Folge die Juden in allen arabischen Staaten zu Geiseln der Politik wurden und Ressentiments und Rache seitens der Bevölkerung ausgesetzt waren. Von den Regierungen wurden sie je nach Opportunität entweder an der Ausreise gehindert oder vertrieben; langfristig setzte sich jedoch eine Politik der systematischen Vertreibung durch. Insgesamt wurden über 800.000 Juden ihres Eigentums beraubt und mussten ihre Heimatländer verlassen, womit die Existenz von zum Teil über 2000 Jahre alten jüdischen Gemeinden ein Ende fand.[34]

Die Hamas, 1988 aus der palästinensischen Sektion der Muslimbrüder hervorgegangen, vertritt in ihrer Charta eine ähnliche Mischung aus islamisch-religiöser Judenfeindschaft und modernem Antisemitismus, wie einst der Mufti von Jerusalem. Die Charta erklärt, unter Berufung auf einen Hadith, der Prophet habe gelehrt, dass die Zeit der Auferstehung nicht anbrechen würde, „bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten; bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, welche ausrufen: Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn!“[35] Die Juden stünden „hinter der Französischen Revolution, […] den kommunistischen Revolutionen und den meisten Revolutionen hier und da“, wird weiter ausgeführt. Den Ersten Weltkrieg hätten sie genutzt, um das Islamische Kalifat auszulöschen, den Zweiten, um die Etablierung des Staates Israel vorzubereiteten. „Sie inspirierten die Errichtung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates, um den Völkerbund zu ersetzen und die Welt mithilfe ihrer Mittelsmänner zu beherrschen. Es gab keinen Krieg, an welchem Ort auch immer, der nicht ihre Fingerabdrücke trägt“, so die Charta.[36] Die Juden hätten ihr Programm in den Protokollen der Weisen von Zion niedergelegt, und ihr gegenwärtiges Verhalten sei der beste Beweis für das, was dort geschrieben stehe.[37]

In der islamischen Welt wird heute kaum Anstoß daran genommen, wenn offizielle Vertreter des Glaubens oder hochrangige Politiker offen antisemitisch auftreten. Mohammed Sayyid Tantawi, bis zu seinem Tod im Jahre 2010 Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo, ist Autor eines Buches mit dem Titel: Das Volk Israel in Koran und Sunna, in dem er den Nahostkonflikt aus religiöser Perspektive behandelt. Im Kapitel Das jüdische Unheilstiften auf Erden kombiniert er alle gängigen Stereotypen der islamischen Judenfeindschaft mit denen des christlichen sowie des modernen Antisemitismus. Die mittelalterliche Ritualmordlegende wird um muslimische Opfer erweitert. Selbstredend beruft sich Tantawi auf die Protokolle der Weisen von Zion und offenbart seine Bewunderung für Adolf Hitler, dessen berühmtes Zitat aus Mein Kampf er wörtlich zitiert: „Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herren.“[38] Um die Tragweite der Ansichten Tantawis – seinerzeit immerhin eine der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islam – zu verdeutlichen, mag es hilfreich sein sich vorzustellen, diese Ansichten würden in einem Buch des Papstes vertreten (bei aller Unterschiedlichkeit der Ämter).

Der für seine antijüdischen Ausfälle bekannte, langjährige Premierminister von Malaysia (1981-2003), Mahathir bin Mohamad, eröffnete im Jahre 2003 die Jahrestagung der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) vor 2200 Journalisten aus aller Welt mit seinen Vorstellungen von der „jüdischen Weltverschwörung“: „Die Juden beherrschen heute mittels ihrer Strohmänner diese Welt. Sie lassen andere für sich kämpfen und sterben.“ Im Anschluss daran trug er die bekannte Liste „jüdischer Erfindungen“ von Sozialismus über Demokratie bis Menschenrechte vor. Letztere hätten die Juden sich ausgedacht, „damit sie sich der gleichen Rechte erfreuen dürfen wie andere“ und die mächtigsten Länder kontrollieren können.[39] Es fand sich nicht eine Stimme innerhalb der OIC, die Mahathir widersprochen hätte. Alle Teilnehmer der Tagung bekundeten ihre Zustimmung mit standing ovations.[40] Die Ansichten des Malaysischen Premiers und die Ergebnisse einer indischen Studie, die der Psychoanalytiker Sudhir Kakar in den 1990er Jahren unter Islamisten seines Landes durchführte, zeigen, wie verbreitet das Feindbild Jude über die arabischen Länder hinaus in der gesamten islamischen Welt ist. Die Befragten der Studie hatten beispielsweise den Hindu-Muslim-Konflikt in Indien auf jüdische Machenschaften zurückgeführt.[41] Judenfeindschaft gehört in der islamischen Welt zum gesellschaftlichen Konsens und ist über alle sonstigen Differenzen hinweg das einigende Band zwischen den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Strömungen. Sowohl Vernichtungsgedanken gegen Israel als auch grob antisemitische Hetze gehören in vielen arabischen Medien zum selbstverständlichen Umgangston.[42] Mehr als 20 arabische Fernsehstationen übernahmen 2003 die vom Hisbollah-nahen libanesischen Fernsehsender al-Manar („Der Leuchtturm“) mit syrischer Unterstützung produzierte Fernsehserie al-Schatat („Diaspora“)[43] und strahlten sie während des Ramadans zur besten Sendezeit aus. Es handelt sich dabei um eine Art Verfilmung der Protokolle der Weisen von Zion. In expliziten Bildern sieht man den „Ritualmord“ an einem christlichen Kind, dem die Kehle durchgeschnitten wird; eine andere Szene erinnert an den Nazi-Propagandafilm Der ewige Jude: Amschel Rothschild beauftragt auf dem Totenbett liegend seine Söhne, die nicht-jüdischen Völker auszulöschen, bis die Herrschaft über die Welt in Händen der Juden läge.[44] Der Sender al-Manar ist auch der Urheber der berühmten Verschwörungstheorie zum 11. September. Noch am Tag der Anschläge hatte der Sender behauptet, 4000 Juden seien nicht an ihren Arbeitsplätzen im World Trade Center erschienen, weil sie vorab gewarnt worden seien.[45] Diese „Nachricht“ verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der islamischen Welt und auch in den muslimischen Communities im Westen und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Im April 2002 veröffentlichte die zweitgrößte ägyptische Tageszeitung Al Akhbar einen Kommentar, in dem der Holocaust geleugnet wird und der Verfasser sich im gleichen Atemzug an Hitler persönlich wendet: „Wenn du es nur getan hättest, mein Bruder, wenn es doch nur wirklich geschehen wäre, sodass die Welt ohne ihr Übel und ihre Sünde erleichtert aufseufzen könnte.“[46] Hannah Arendt hatte bereits 1961 anlässlich des Eichmann-Prozesses beobachtet, dass dem Angeklagten in der arabischen Welt Sympathien entgegengebracht wurden.[47] Die jordanische Zeitung Jerusalem Times publizierte damals einen „Offenen Brief an Eichmann“, in dem es hieß: „Mit der Liquidierung von 6 Millionen (Juden) haben Sie der Menschheit einen wahren Dienst erwiesen. […] Es wird Sie trösten, dass dieser Prozess eines Tages in der Liquidierung der verbliebenen sechs Millionen gipfeln wird, um Ihr Blut zu rächen.“[48]

Auch in der Türkei spielt Antisemitismus in der politischen Auseinandersetzung mitunter eine große Rolle. Der türkische Schriftsteller und bekennende Kemalist Ergün Poyraz veröffentlichte im Jahr 2007 ein Buch mit dem Titel Musa´nın Çocukları (Die Kinder des Moses). Auf dem Umschlag sind Premier Erdoğan und seine Frau eingerahmt von einem ErdoganDavidstern abgebildet.[49] Damit ist der Inhalt des Buches im Wesentlichen bereits skizziert: Poyraz argumentiert – in typisch antisemitischer Diktion – dass Erdoğan ein verkappter jüdischer Agent sei, der die Türkei für seine amerikanischen Auftraggeber verkaufe. Seine Frau trage das Kopftuch nur zur Tarnung. Poyraz ist in der Türkei ein bekannter Autor, der mit 75.000 verkauften Büchern in der Bestsellerliste 2010 noch vor Orhan Pamuk liegt.[50] Antisemitische Verschwörungstheorien haben auch in der Türkei eine lange Geschichte, allerdings gingen sie zumeist von religiöser Seite aus. Die Revolution der Jungtürken von 1908, die die Wiedereinführung der Verfassung von 1876 und damit die völlige Gleichstellung aller Bürger, unabhängig von Sprache, Religion und Volkszugehörigkeit, erzwang, galt manchen religiösen Kreisen als jüdische Konspiration.[51] Selbst Atatürk wird in islamistischen Kreisen immer wieder bezichtigt, Jude zu sein, und die Tatsache, dass er das Kalifat abschaffte, ist einigen Grund genug, diesen Glauben bis heute aufrechtzuerhalten.[52]

Antisemitismus unter Muslimen in Europa

Via Satellit gelangt antisemitische Propaganda aus dem arabischen Raum auch in europäische Wohnzimmer. Nach massiven Protesten gegen die Ausstrahlung des Senders al-Manar in Frankreich, die von mehreren Parteien und Bürgerrechtsorganisationen wie SOS Racisme und säkularen Organisationen arabischstämmiger Franzosen getragen wurden, befasste sich der oberste Gerichtshof im Jahr 2004 mit der Causa und verbot dem französischen Satellitenbetreiber Eutelsat die weitere Ausstrahlung des Senders.[53] 2009 untersagte auch Deutschland die Ausstrahlung von al-Manar. Da der Sender über ägyptische Satelliten nach wie vor Europa erreicht, bedeutet dieses Verbot zunächst nur, dass er an öffentlich zugänglichen Orten wie Hotels, Bars oder Vereinslokalen nicht mehr ausgestrahlt werden darf. Die permanente antijüdische Propaganda, die von arabischen und mitunter auch türkischen Sendern, Zeitungen und dem Internet ausgeht, ist neben antijüdischer und fremdenfeindlicher Hetze aus dem rechtsextremen Spektrum eines der großen Probleme europäischer Gesellschaften; ihre Unterbindung liegt zweifellos in der Verantwortung des Rechtsstaates. In diesem Sinne wurde 2004 beispielsweise der hessische Verlag Yeni Akit, Herausgeber der Zeitung Anadoluda Vakit (Die Zeit in Anatolien), verboten, weil in dieser immer wieder antisemitische Artikel erschienen waren.[54] Aber auch die Zeitung Milli Gazette, die der Organisation Milli Görüş nahe steht, ist in der Vergangenheit immer wieder durch antisemitische Artikel aufgefallen.[55] Unter Mitgliedern von Milli Görüş in Deutschland kursiert, wie das ZDF-Magazin Frontal 21 2006 aufdeckte, ein Video der iranischen Fernsehserie Zehras blaue Augen, in der Israel unterstellt wird, palästinensische Kinder als menschliche Ersatzteillager für reiche Juden zu missbrauchen. Diese Serie wurde im Frühjahr 2006 auch vom Milli Görüş nahestehenden türkischen Fernsehsender TV 5 ausgestrahlt und war sowohl in Deutschland, als auch in Österreich zu empfangen.[56] In diesem Zusammenhang ist es bedenklich, dass der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanaç, der Milli Görüş nahe steht, es trotz Nachfrage versäumt hat, sich vom Antisemitismus der Organisation zu distanzieren.[57]

Befragt vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin, gaben Jugendliche palästinensischer Herkunft an, dass ihre ablehnende Haltung gegenüber den Juden durch Erzählungen in der Familie und durch die Darstellung in den Medien, insbesondere in den arabischen, beeinflusst sei.[58]

Saudi-Arabien nutzt seinen Reichtum zur Verbreitung des Wahabismus,[59] einer extremistischen Variante des Islam. Durch Gründung und Unterstützung religiöser Einrichtungen wie Moscheen, Schulen und Verlage versucht das saudische Regime, europäische Muslime zu beeinflussen. Die 1995 in Bonn/Bad Godesberg gegründete König-Fahd-Akademie macht seit 2003 Schlagzeilen. Es handelt sich um eine islamische Schule mit zwölf Jahrgangsstufen (und integrierter Moschee), an der nach saudischen Lehrplänen und Schulbüchern in arabischer Sprache unterrichtet wird. Ein Team der ARD-Sendung Panorama hatte aufgedeckt, dass dort kontinuierlich zum Hass gegen Juden und zum Dschihad aufgerufen wurde. Um die als Prestigeprojekt gehandelte „Diplomatenschule“ besuchen zu dürfen, bedurfte es einer Ausnahmegenehmigung, da die Schule nicht der deutschen Schulaufsicht unterlag. In der Vergangenheit wurden diese Ausnahmegenehmigungen großzügig erteilt, denn der Staat ersparte sich auf diesem Weg, die etwa 500 Schülerinnen und Schüler (überwiegend arabischer Herkunft) auf deutschen Schulen unterzubringen. Nur wenige Schüler waren tatsächlich Diplomatenkinder, die überwiegende Mehrheit stammte aus Migranten- und Flüchtlingsfamilien, zwei Drittel besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft. Die König-Fahd-Schule nutzte ihre Stellung und ihren Ruf, um religiös-ideologischen Einfluss auf diese Kinder auszuüben. Der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters wollte die Schule nach den Enthüllungen der ARD schließen lassen, aber das Auswärtige Amt intervenierte, weil es diplomatische Verstimmungen mit Saudi-Arabien befürchtete. So blieb es bei einer Ermahnung und der Auflage, Lehrpläne und Schulbücher zu überarbeiten. Die Stadtregierung versuchte daraufhin eine Strategie der Austrocknung von unten: Ausnahmegenehmigungen für ständig in Deutschland lebende Kinder wurden zurückgezogen und keine weiteren erteilt. Eine neuerliche Untersuchung der Schule im Jahre 2008 ergab, dass sich an Schulbüchern und Lehrplänen nicht viel geändert hatte. Die König-Fahd-Akademie in Bonn und ihre Dependance in Berlin existieren bis heute. 2010 hat Saudi-Arabien von der Stadt Berlin ein Grundstück gekauft, um einen Neubau für 400 Schulkinder zu errichten.[60]

In Großbritannien, wo der saudi-arabische Einfluss auf die im Land lebenden Muslime ebenfalls für Beunruhigung sorgt, hat sich die BBC im Jahr 2010 mit dem Unterrichtsstoff britischer Islamschulen beschäftigt. An zahlreichen islamischen Wochenend- und Abendschulen werden saudische Schulbücher verwendet, die Hass gegen Juden schüren, den Tod für Homosexuelle fordern und die islamischen Körperstrafen, wie das Amputieren von Händen und Füßen, ausführlich erläutern und rechtfertigen. Auch die bereits bekannten Verunglimpfungen von Juden als Schweine und Affen finden sich in den an der König-Fahd-Akademie in London und anderen saudischen Einrichtungen verwendeten Schulbüchern wieder.[61] An islamischen Schulen in Österreich wurde in der Vergangenheit ebenfalls antisemitisches, aus Saudi-Arabien stammendes Lehrmaterial verwendet.[62]

Eine von der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) in Auftrag gegebene Studie kam bereits 2003 zu dem Ergebnis, dass Antisemitismus in der EU deutlich ansteige und in unmittelbarem Verhältnis zu den Ereignissen im Nahen Osten stehe. Neu an den Ergebnissen war, dass neben Rechtsextremisten auch junge Muslime arabischer Herkunft für diesen Anstieg verantwortlich zeichneten. Die Studie stellte eine Zunahme antisemitischer Stereotype fest, die um die „geheime Macht der Juden“ kreisten, und ein vermehrtes Umschlagen von Israel- und Amerikakritik in Judenhass. Auch der beobachtete Zuwachs an antisemitischen Straftaten in Europa ginge zum Teil auf das Konto von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund. Vor allem in Ländern wie Frankreich, Belgien, Großbritannien und den Niederlanden, mit traditionell großer Einwanderung aus arabischen und asiatischen islamischen Ländern, wurden vermehrt körperliche Attacken von Muslimen auf Juden und Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen beobachtet. Die EUMC wollte die Studie zunächst nicht veröffentlichen, weil sie befürchtete, die Ergebnisse könnten „Islamophobie“ befördern. Nachdem sowohl der wissenschaftliche Leiter der Studie, Werner Bergmann, als auch EU-Abgeordnete aller Parteien protestierten, dauerte es nicht lange, bis die Studie inoffiziell ins Internet gelangte. Daraufhin stellte auch die EUMC die Studie, mit kritischen Kommentaren versehen, online.[63]

Lehrerinnen und Lehrer an Berliner Schulen beobachten, dass neben „Du Opfer“ auch „Du Jude“ ein gängiges Schimpfwort unter muslimischen Jugendlichen geworden ist. Ihren Aussagen zufolge sei in Schulklassen mit hohem Anteil muslimischer Schülerinnen und Schüler ein Besuch des Jüdischen Museums problematisch, er würde als Zumutung empfunden und mit antisemitischen Begründungen abgelehnt.[64]

Die Veranstalter eines multikulturellen Stadtteilfestes in Hannover mussten 2010 mit großem Entsetzen erleben, dass die Ankündigung einer jüdischen Tanzgruppe von Sprechchören wie „Juden raus!“ aus dem Publikum beantwortet wurde. Als sich die aufgebrachten Jugendlichen vom Veranstalter nicht beruhigen ließen und schließlich sogar begannen, die Tanzgruppe mit Steinen zu bewerfen, musste der Auftritt abgebrochen werden – die Veranstaltung allerdings ging weiter. Der Vorfall geriet zum Skandal; die Polizei konnte zwölf Tatverdächtige ermitteln, elf davon waren arabischer Herkunft und zwischen 9 und 19 Jahren alt.[65]

Die doppelte Bedrohung von rechtsextremer und muslimischer Seite macht Juden in Deutschland zunehmend Sorgen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Gideon Joffe, berichtet, dass viele sich nicht mehr trauten, die Insignien ihres Glaubens öffentlich zu tragen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hält die Gewaltbereitschaft im muslimischen Lager für ebenso groß wie im rechtsextremen.[66] In Frankreich und Belgien werden immer wieder Juden tätlich angegriffen, Friedhöfe geschändet; auf jüdische Schulen und Synagogen wurden Anschläge verübt.[67]

Vonseiten linker wie rechter Ideologen wird die Judenfeindschaft muslimischer Kreise oft als Reaktion auf den Nahostkonflikt und als Anteilnahme am Schicksal der Palästinenser entschuldigt. Die schon für sich genommen bedenkliche, gegen Frieden und Versöhnung gerichtete Haltung vieler Muslime gegenüber Israel geht mit einem allgemeinen Judenhass einher, der dem friedlichen Zusammenleben der Menschen in Europa zuwider läuft. Die zu beobachtende Zunahme von Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen ist ein ernstzunehmendes Signal. Die Tatsache, dass Migrantinnen und Migranten gegenüber Juden und zum Teil auch gegenüber anderen Minderheiten (Roma, Homosexuelle) dasselbe diskriminierende Verhalten an den Tag legen, dem sie selbst häufig ausgesetzt sind, mag für manche eine verstörende Erkenntnis sein, die fest gefasste Weltbilder und Überzeugungen ins Wanken bringt. Das sollte jedoch nicht dazu führen, Antisemitismus in islamischen Communities zu verschweigen oder gar zu rechtfertigen, dieser bedarf vielmehr einer ebenso entschiedenen Absage, wie der Antisemitismus des rechtsextremen Milieus. Neben der Verfolgung strafrechtlich relevanten Handelns sollte hier auch auf verstärkte aufklärerische Konzepte in der Kinder- und Jugendarbeit gesetzt werden.

Der alte Spruch „Wehret den Anfängen“ ist weiter gültig – auch gegenüber islamischer Judenfeindschaft.

Passagen
_______________________________________________________________________

[1] Ernst H. GOMBRICH, Jüdische Identität und jüdisches Schicksal. Eine Diskussionsbemerkung, Wien 1997, 57; „Bei der feierlichen Inthronisation jedes neuen Papstes wurde ihm von den Judenältesten die Torah, der Text des Pentateuch, präsentiert, was der Papst mit den Worten zur Kenntnis nahm: ‚Wir bestätigen das Gesetz, aber wir verdammen die Juden und wie sie es auslegen.‘ (confirmamus sed non consentimus).“, ebenda.
[2] Die früheste Erwähnung des Gottesmordes findet sich in der ältesten erhaltenen Osterpredigt des Bischofs Melito von Sardes (gest. 180): „Der Gott – ist getötet worden; der König Israels – ist beseitigt worden von Israels Hand.“, siehe: Wolfgang WIRTH, „… von jener schimpflichen Gemeinschaft uns trennen“. Judenfeindschaft von der frühen Kirche bis zu den Kreuzzügen, in: Günther B. GINZEL (Hg.), Antisemitismus. Erscheinungsformen der Judenfeindschaft gestern und heute, Bielefeld 1991, 58.
[3] Siehe etwa: Heinz SCHRECKENBERG, Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld, Frankfurt-Bern 1982
[4] Klaus LOHRMANN, Mythos Rasse, Mythos Nation. Traditionelle Judenfeindschaft und moderner Antisemitismus, in: Das Jüdische Echo. Zeitschrift für Kultur & Politik, Vol. 46, Oktober 1997, 78.
[5] Michael SCHIESTL, Judenfeindschaft und Antisemitismus in Österreich. Kontinuität und Wandel, ungedr. phil. Diss., Wien 1992, 55 f; Nina SCHOLZ, Heiko HEINISCH, „…alles werden sich die Christen nicht gefallen lassen.“ Wiener Pfarrer und die Juden in der Zwischenkriegszeit, Wien 2001, 49-57, 113.
[6] Siehe etwa die 1811 gegründete Deutsche Tischgesellschaft, unter deren Schriften sich auch antisemitische Aufsätze befanden und deren Statuten Juden und jüdische Konvertiten ausschlossen. Zu ihren Mitgliedern zählten unter anderem Achim v. Arnim, Clemens Brentano, Friedrich Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte. Siehe auch: Michael LEY, Genozid und Heilserwartung. Zum nationalsozialistischen Mord am europäischen Judentum, Wien 1993, 101-127.
[7] Friedrich HEER, Gottes erste Liebe. Die Juden im Spannungsfeld der Geschichte, München-Berlin 1981, 63; siehe auch: SCHOLZ, HEINISCH, Christen, 113-117; Heiko HEINISCH, Judenfeindlichkeit in der christlichen Tradition, in: Heimo HALBRAINER (Hg.), „Feindbild Jude“. Zur Geschichte des Antisemitismus, Graz 2003, 35-55.
[8] Muhammad ibn ISHAQ, Das Leben des Propheten, hg. und übersetzt von Gernot ROTTER, Kamden 2004, 180; Koran 33,26.
[9] Folgt man neueren Forschungen, die davon ausgehen, dass der Islam aus einer nicht trinitarischen Richtung des Christentums hervorgegangen ist, so ist die Übernahme christlichen Antijudaismus selbstverständlich. Siehe die Beiträge in: Karl-Heinz OHLIG, Gerd R. PUIN (Hg.), Die dunklen Anfänge, Berlin 2007; Karl-Heinz OHLIG (Hg.), Der frühe Islam, Berlin 2007; Karl-Heinz OHLIG, Markus GROSS (Hg.), Schlaglichter. Die beiden ersten islamischen Jahrhunderte, Berlin 2008; Barbara KÖSTER, Der missverstandene Koran. Warum der Islam neu begründet werden muss, Berlin; Tübingen 2010.
[10] Michael KÜNTZEL, „Islamischer Antisemitismus“ – Ursprünge und Entwicklungen in der islamischen Welt und in Europa, in: Friedrich Ebert Stiftung (Hg.), „Islamischer Antisemitismus“ und „Islamophobie“. Zwei unterschiedliche Begriffe – ein Phänomen der Diskriminierung?, Berlin 2008, 6: http://library.fes.de/pdf-files/akademie/berlin/05925.pdf.
[11] Michael KIEFER, Antisemitismus in den islamischen Gesellschaften: Der Palästina-Konflikt und der Transfer eines Feindbildes, Düsseldorf 2002, 53-55.
[12] Bernard LEWIS, Die Juden in der islamischen Welt. Vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, München 1987, 151, 164 f.
[13] KIEFER, Antisemitismus, 43 f.
[14] Die Annäherung an Russland wurde den Armeniern allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum tödlichen Verhängnis.
[15] Etwa Dschamal ad-Din al-Afghani (1837–97), Muhammad Abduh (1849–1905), siehe: Mohammed Abed Al-JABRI, Kritik der arabischen Vernunft. Die Einführung, Berlin 2009, 65-68.
[16] Klemens Ludwig hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt: Klemens LUDWIG, Die Opferrolle. Der Islam und seine Inszenierung, München 2011.
[17] Matthias KÜNTZEL, Islamischer Antisemitismus und deutsche Politik, Berlin 2007, 42.
[18] Ebenda, 42.
[19] LEWIS, Juden, 165-167.
[20] Zitiert nach: www.uebersetzerportal.de/nachrichten/n-archiv/2002/2002-07/2002-07-14.htm.
[21] KÜNTZEL, Antisemitismus, 42 f; siehe auch: KIEFER, Antisemitismus, 68 f.
[22] Mathias KÜNTZEL, Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg, Freiburg 2003, 42.
[23] KÜNTZEL, Antisemitismus, 47, 77.
[24] Zitiert nach: Matthias KÜNTZEL, Von Zeesen bis Beirut. Nationalsozialismus und Antisemitismus in der arabischen Welt, in: Doron RABINOVICI, Ulrich SPECK, Natan SZNAIDER, Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte, Frankfurt 2004, 278.
[25] SCHOLZ, HEINISCH, Christen, 114.
[26] Etwa in einem Vortrag vor Imamen der Bosniaken-SS-Division, siehe: KÜNTZEL, Antisemitismus, 81.
[27] Bassam TIBI, Der Islam und der Westen. Der importierte Hass, in: Die Zeit 07/2003: www.zeit.de/2003/07/Islamismus_neu; KÜNTZEL, Zeesen, 288 f.; siehe auch: Thomas SCHMIDINGER, Zur Frage der Islamisierung des Antisemitismus, in: DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERRIEICHISCHEN WIDERSTANDS (Hg.), Jahrbuch 2008, 134.
[28] KÜNTZEL, Djihad, 112-116.
[29] Ebenda, 68 f.
[30] KIEFER, Antisemitismus, 93 f; LEWIS, Juden, 166.
[31] Ebenda, 75 f.
[32] KÜNTZEL, Antisemitismus, 17 f. SS-Standartenführer Leopold Gleim, ehemaliger Gestapoführer in Polen, organisierte die Geheimpolizei für Gamal Abd al-Nasser und war in dieser Position auch für die Überwachung der ägyptischen Juden zuständig. SCHMIDINGER, Frage, 120 f.
[33] Die Geschichte von Flucht und Vertreibung der Palästinenser ist noch immer nicht hinreichend erforscht. Schätzungen belaufen sich auf bis zu 780.000 Flüchtlinge. Siehe: KIEFER, Antisemitismus, 88 f.
[34] Berliner Zeitung, 7./8. Oktober 2006, „Flucht vor dem tödlichen Hass“, Magazin, 1-2. Die Forschungen über die genauen Zahlen der Ermordeten und Vertriebenen stehen noch am Anfang.
[35] Zitiert nach: KÜNTZEL, Antisemitismus, 157 f. Dieser Spruch entstammt einem bei al-BUCHARI überlieferten Hadith, Volume 4, Book 52, Number 177.
[36] Artikel 22 der Charta der Hamas, zitiert nach: KÜNTZEL, Antisemitismus, 159. Der Geist dieser Ausführungen samt der meisten Beispiele scheint unmittelbar aus Adolf Hitlers Mein Kampf entnommen. Siehe etwa: Adolf HITLER, Mein Kampf, München 1934, 62 f., 345-347, 420, 498, 553, 751.
[37] Artikel 32 der Hamas Charta. Siehe: www.thejerusalemfund.org/www.thejerusalemfund.org/carryover/documents/charter.html.
[38] KÜNTZEL, Antisemitismus, 24-26. Siehe: HITLER, Kampf, 70.
[39] Zitiert nach: KÜNTZEL, Antisemitismus, 21.
[40] Ebenda, 24.
[41] KIEFER, Antisemitismus, 120.
[42] Tuvia Tenenbom, Das Land, das mich nicht will, in: Die Zeit 12/2008, 13. März 2008: www.zeit.de/2008/12/Undercover.
[43] KÜNTZEL, Antisemitismus, 35 f.
[44] Siehe den Ausschnitt auf Youtube, „Rothschild Legacy of Controlling the World in the Syrian-Produced Antisemitic TV Series Al-Shatat“: www.youtube.com/watch?v=U9HqWrKnWEk.
[45] KÜNTZEL, Antisemitismus, 2.
[46] Zitiert nach: Ebenda, 88 f.
[47] Hannah ARENDT, Eichmann in Jerusalem, München 1986, 81.
[48] KÜNTZEL, Antisemitismus, 139.
[49] Auf dieser türkischen Website ist das Buch zu sehen: www.tikla24.de/kitap-musanin-cocuklari.html.
[50] Anna VAKALI, Populäre Paranoia, FAZ 19. Juli 2007: www.faz.net/aktuell/feuilleton/tuerkei-populaere-paranoia-1464206.html; Boris Kálnoky, Die Türkei steckt ihre besten Autoren ins Gefängnis, Die Welt 9. Mai 2011: www.welt.de/politik/ausland/article13362055/Die-Tuerkei-steckt-ihre-besten-Autoren-ins-Gefaengnis.html.
[51] Armin PFAHL-TRAUGHBER, Antisemitismus im Islamismus, Bundeszentrale für politische Bildung: www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=49NBGK.
[52] Bassam TIBI, Der importierte Hass, Zeit 7/2003: www.zeit.de/2003/07/Islamismus_neu.
[53] Bernard Schmid, Aus für Al Manar-TV, 19. Dezember 2004, in: http://de.qantara.de/Aus-fuer-Al-Manar-TV/3249c3343i1p396/.
[54] www.bmi.bund.de/SharedDocs/Reden/DE/2006/05/bm_vorstellung_verfassungsschutzbericht.html.
[55] In einer Ausgabe aus den 1990er Jahren heißt es etwa: „Ein Jude unterscheidet sich vom Satan durch nichts.“, siehe: KIEFER, Antisemitismus, 126.
[56] www.landtag-bw.de/wp14/drucksachen/0000/14_0096_d.pdf; www.hamburg.de/archiv/232516/hetzvideos-igmg-artikel.html.
[57] Maria STERKL, Keine Absage an den Antisemitismus, derStandard.at, 19. Juli 2011: http://derstandard.at/1310511624786/Fuat-Sanac-Keine-Absage-an-den-Antisemitismus.
[58] Sina ARNOLD, Günther JIKELI, Judenhass und Gruppendruck – Zwölf Gespräche mit jungen Berlinern palästinensischen und libanesischen Hintergrunds, in: Wolfgang BENZ (Hg.), Jahrbuch für Antisemitismusforschung 17, Berlin 2008, 107, 112 f., 119, 122, 124.
[59] Benannt nach Muhammad ibn Abd al-Wahab (1703-1792), einem Wanderprediger. Der Wahabismus ist eine  puritanische, rückwärtsgewandte Auffassung des Islam, welche die Meinung vertritt, der ursprüngliche Islam sei verfälscht worden. Mit dem Wahabismus sei die reine Lehre wieder hergestellt. Das Zusammentreffen Abd al-Wahabs mit dem Stamm der Sauds begründete ein religiös politisches Bündnis, das bis heute die Geschicke Saudi-Arabiens bestimmt und darüber hinaus dem „wahren Islam“ mittels Öl-Milliarden, die als Gottes Geschenk und Verpflichtung betrachtet werden, in der gesamten islamische Welt Geltung zu verschaffen sucht. Siehe: Michael LEY, Das Öl, der Islam, der Westen. Die ersten hundert Jahre, Berlin-Tübingen 2011, 50-58.
[60] Uta RASCHE, König-Fahd-Akademie verherrlicht Kampf gegen „Ungläubige“, in: FAZ, 23. Juni 2004: www.faz.net/aktuell/politik/inland/islamismus-koenig-fahd-akademie-verherrlicht-kampf-gegen-unglaeubige-1162549.html; http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2003/erste8146.html; Tagesspiegel 5. Mai 2010, „Saudi-Schule in Westend geplant“:www.tagesspiegel.de/berlin/saudi-schule-in-westend-geplant-/1814296.html; taz, 24. Juni 2010, „Schule nicht verdächtig“:www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2010%2F06%2F24%2Fa0140&cHash=b0ac0a2959; LUDWIG, Opferrolle, 58.
[61] BBC-Sendung auf BBC One, 22. November 2010, 20.30 Uhr, “British Schools, Islamic Rules”, siehe: Spiegel-online, 22. November 2010: www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,730495,00.html.
[62] Thomas SCHMIDINGER, Dunja LARISE, Zwischen Gottesstaat und Demokratie, Handbuch des politischen Islam, Wien 2008, 272 f.
[63] Die Studie findet sich unter: www.spiegel.de/media/0,4906,3553,00.pdf; siehe auch: Lars LANGENAU, “Scheu vor unangenehmen Wahrheiten”, in: Spiegel-online, 3. Februar 2003: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,276734,00.html; Joseph CROITORU, Unter Verschluss, FAZ, 26. November 2003: www.faz.net/aktuell/feuilleton/antisemitismus-studie-unter-verschluss-1129004.html; KÜNTZEL, Antisemitismus, 36.
[64] Caroline FETSCHER, Du Opfer, du Jude!, in: Tagesspiegel 24. Juni 2010: www.tagesspiegel.de/meinung/du-opfer-du-jude/1867888.html; siehe auch: ARNOLD, JIKELI, Judenhass, 108 f.
[65] Sven RÖBEL, Gemeinsames Feindbild, in: Der Spiegel, 28/2010, 26 f; www.spiegel.de/spiegel/print/d-71558774.html.
[66] Joachim WAGNER, „Hitler gefällt mir“, in: Die Zeit, 7. Juni 2007: www.zeit.de/2007/24/Muslim-Antisemitismus.
[67] KÜNTZEL, Djihad, 143 f.