Das Imperium zieht sich zurück

Umbrüche und Kriege in der arabischen Welt und die von ihnen ausgelösten Fluchtbewegungen Richtung Europa haben ihre Ursache nicht im amerikanischen Interventionismus, sondern in dessen Abwesenheit.

Das Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung. - Herders Conversations-Lexikon, 3. Auflage, 1907 - gemeinfrei

Das Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung. – Herders Conversations-Lexikon, 3. Auflage, 1907 – gemeinfrei

Bei der Frage nach den Ursachen der Entstehung des IS, des Krieges im Irak und in Syrien und den Fluchtbewegungen aus dem arabischen Raum Richtung Europa scheint von rechts bis links weitgehend Einigkeit zu bestehen: Erst die kriegerischen imperialistischen Interventionen der Vereinigten Staaten hätten dieses Gebiet ins Chaos gestürzt, so die fast einhellige Meinung. Was aber, wenn das Gegenteil zutrifft und der Verlust an amerikanischer und nicht zuletzt auch an sowjetischer/russischer Interventionsfähigkeit für das Chaos verantwortlich sind?

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Die Zukunft der arabischen Welt

Vor knapp fünf Jahren, im Januar 2011, musste der tunesische Diktator Ben Ali Hals über Kopf sein Land verlassen, verjagt von der eigenen Bevölkerung. Nur einen Monat später wurde der ägyptische Diktator Hosni Mubarak von einer demonstrierenden Massenbewegung aus dem Amt gejagt. In fast allen arabischen Staaten kam es zu gewaltigen Demonstrationen gegen diktatorische Langzeitherrscher, wie etwa in Bahrain, im Jemen, in Jordanien, Libyen, Marokko und sogar in Saudi-Arabien.

„Yemeni Protests 4-Apr-2011 P01“ von Email4mobile. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0

„Yemeni Protests 4-Apr-2011 P01“ von Email4mobile. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0

Von diesen Ereignissen wurden die politischen Kommentatoren der ganzen Welt völlig überrascht, niemand hatte damit gerechnet, dass die Menschen in arabischen Staaten plötzlich auf den Straßen ihre Rechte einfordern und Diktatoren stürzen könnten. Eine Welle der Euphorie erfasste fast alle, die zu dem Thema schrieben. Die Aufstände wurden mit dem Begriff „Arabischer Frühling“ bedacht, mit dem Sturz der Diktaturen Osteuropas im Jahr 1989 verglichen, und nicht wenige prognostizierten als nahe Zukunftsperspektive funktionierende Demokratien in der arabischen Welt.

Heute, im Jahr 5 nach dem Fall Ben Alis, ist die Euphorie des Aufbruchs längst der Ernüchterung des Untergangs gewichen. Weiterlesen auf DieKolumnisten

Israel vergessen?

In einer Fotostrecke zu weltweiten Terroranschlägen hat SPON Israel “vergessen”. Wenn zwischen den Anschlägen auf Juden in Israel und Anschlägen auf Juden an einem anderen Ort der Welt unterschieden wird, legitimiert das den Terror.

https://en.wikipedia.org/wiki/Gaza_Street_bus_bombing#/media/File:Bus_19.jpg
29. Januar 2004: Selbstmordanschlag auf einen Bus in Jerusalem mit 11 Toten und 50 Verletzten CC BY 2.0 by Andrew Ratto

In einer am 14. November veröffentlichten Fotostrecke zeigt Spiegel Online (SPON) unter dem Titel Attentate weltweit: Im Visier der Terroristen Bilder zu Terroranschlägen, von Algier bis London, von Mumbai bis Paris, von Bali bis New York – 22 Fotos, die Orte der Zerstörung zeigen, Rettungskräfte bei der Arbeit und Orte der Trauer. Schmerzliche Bilder, die sich einprägen.

Legitimer Widerstand?

Wie soll man es aber bewerten, dass die Redaktion dabei ausgerechnet Israel vergessen hat, jenes Land, das dem islamistischen Terror seit nunmehr weit über zwei Jahrzehnten ausgesetzt ist, jenes Land, in dem die Methode des Selbstmordanschlags perfektioniert wurde und das gerade aktuell von einer Terrorwelle überrollt wird, in der erst gestern fünf Menschen ihr Leben verloren haben?
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Es hat mit dem Islam zu tun

Der Terror von Paris, Beirut und Ankara hat mit dem Islam zu tun. Darüber sollte endlich offen gesprochen werden – auch mit und von den islamischen Verbänden.

Das Bataclan um 1909, ©unbekannt, gemeinfrei

Das Bataclan um 1909, ©unbekannt, gemeinfrei

Paris 7.-9.1. Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt, 17 Tote — Ankara 10.10. Anschlag auf eine Demonstration linker Gruppen, 102 Tote — Sinai 31.10. Anschlag auf ein russisches Passagierflugzeug, 224 Tote — Beirut 13.11. Doppelanschlag in einer Einkaufsstraße, 41 Tote — Paris 13.11. Anschläge auf eine Konzerthalle und Bars, vermutlich über 150 Tote

Der islamistische Terror, in der Regel der Terror sunnitischer Extremisten, zieht eine blutige Spur der Verwüstung durch die Welt. Und schon lese ich auf Facebook die ersten Kommentare aus der Reihe „das hat nichts mit dem Islam zu tun“, denn „Terror hat keine Religion“. Es wird nicht lange dauern und wir werden von den diversen Experten und Expertinnen die unterschiedlichsten Erklärungsansätze geliefert bekommen:
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MJÖ und Muslimbruderschaft

Seit Jahren tauchen immer wieder Berichte auf, die der Muslimischen Jugend Österreichs (MJÖ) Verbindungen zur Muslimbruderschaft unterstellen. Das wurde und wird stets vehement bestritten. Aber die Gegendarstellung der MJÖ verliert zusehends an Glaubwürdigkeit.

by Timo Rödiger

by Timo Rödiger

In einem Artikel in der österreichischen Onlineausgabe der NZZ wird der Muslimischen Jugend Österreichs (MJÖ) unterstellt, im Schatten der Muslimbruderschaft zu stehen – ein Vorwurf, der in den vergangenen Jahren immer wieder erhoben wurde und gegen den die MJÖ gelegentlich mit Klagen oder Klagsdrohungen vorgeht. Nun hat die Journalistin Elisalex Henckel für die NZZ einen weiteren Beleg für diesen Vorwurf entdeckt:
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Islam und Händeschütteln

Das Vermeiden jedes Körperkontakts zwischen den Geschlechtern, selbst des unverfänglichen Händeschüttelns zu Begrüßung und Abschied, ist Zeichen einer Übersexualisierung der Geschlechter. Ein normaler Umgang zwischen Männern und Frauen wird so bewusst verunmöglicht.Händeschütteln2

Seit der Imam von Idar-Oberstein der CDU-Vorsitzenden von Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, ausrichten ließ, dass er ihr bei ihrem Besuch der dortigen Flüchtlingsunterkunft nicht die Hand geben werde, weil sie eine Frau sei, ist das Händeschütteln im Islam Thema der Integrationsdebatte. Ist die Weigerung des Imam ein Zeichen von Frauendiskriminierung?

Partnerwahl durch Händeschütteln?

Dagegen argumentieren S.K. unter dem Titel „reich mir (nicht) die Hand!“ in einem mittlerweile gelöschten Artikel [Anm.: Die Autorin distanziert sich heute von diesem Artikel, April 2019] und Khola Maryam Hübsch, die auf Das Milieu vom „Drama ums Händeschütteln“ spricht. Beide betonen, dass es nicht um Frauendiskriminierung ginge, denn auch gläubige muslimische Frauen würden Männern nur ungern die Hand geben. „Der Körperkontakt zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind, ist im Islam unüblich“, so Hübsch. Dies entspreche „der Praxis des Propheten“.
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Surreales Theater

Als Kartell der Täter bezeichnete Henryk M. Broder den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen einmal treffend. Der Menschenrechtsrat, ein Unterorgan der Generalversammlungen der Vereinten Nationen, löste im Jahr 2006 die UN-Menschenrechtskommission ab. Diese war vor allem deshalb in die Kritik geraten, weil sich Staaten wechselseitig vor einer Verurteilung wegen Menschenrechtsverstößen schützen konnten. An diesem Zustand haben Umbenennung und Verkleinerung des Gremiums (von 53 auf 47 Mitglieder) allerdings nichts geändert. Das dürfte vor allem daran liegen, dass jene Staaten, in denen die Menschenrechte mehr oder weniger offen missachtet werden, stets über eine solide Mehrheit verfügen. Den Vorsitz im Menschenrechtsrat hat zur Zeit Deutschland inne, aber Saudi Arabien hat bereits sein Interesse bekundet, diesen im kommenden Jahr übernehmen zu wollen. Weiterlesen auf DieKolumnisten.de

Kooperiert das König Abdullah Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog mit der Muslimbruderschaft?

 

Am 9. September verkündete das Wiener König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID) in einer Presseaussendung die Gründung des Muslim-Jewish-Leadership Council (MJLC) unter seinem Dach. Gründungsmitglied des MJLC ist Ibrahim el-Zayat, eine der zentralen Figuren der internationalen Muslimbruderschaft in Europa, den man nach einem Urteil des OLG München offiziell als Funktionär der Muslimbruderschaft bezeichnen darf (Az.: 18 U 5181/05).

König Abdullah Zentrum

König Abdullah Zentrum

Ibrahim el-Zayat gründete und leitete in Europa zahlreiche Organisationen, die als Tarnorganisationen der Muslimbruderschaft gelten oder derselben nahe stehen, darunter im Jahr 1996 das Forum of European Muslim Youth and Student Organizations (FEMYSO), dessen Vorsitz er bis 2002 innehatte und dem auch die MJÖ (Muslimische Jugend Österreichs) eine Zeitlang angehörte. Weiterlesen

Reden was ich will oder was ich darf: Die Schere im Kopf des Redenschreibers

Ein Gastbeitrag von Thomas Maes.
Der Redenschreiber (unter anderem für die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis),evangelische Theologe und Publizist Thomas Maess hielt die hier veröffentlichte Rede über das Redenschreiben und über Political Correctness auf dem 6. Kongress des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) am 10. September 2014 in Berlin. Er wirbt für Sensibilität, aber auch für Klarheit in der Sprache und für mehr Gelassenheit gegenüber vermeintlich falschen Worten: “Wie wird eine Gesellschaft aussehen, in der wir peinlich darauf achten müssen, kein falsches Wort zu sagen?”
Der Kongress stand unter dem Titel „Mehr Taktgefühl, weniger Political Correctness!“. Die Rede ist zuerst im Rhetorikmagazin erschienen.

Maess

Thomas Maess

[…] „Eine kleine Vorbemerkung: Redenschreiber und Redenschreiberinnen sind glückliche Menschen. Was sie aufschreiben, müssen sie nicht selbst sagen, auch dann nicht, wenn es sich am Rand des Nonsens bewegt. Für ihre Gedanken hält ein anderer den Kopf hin.
Spricht ein Redenschreiber seine eigene Rede, begibt er sich plötzlich ins Rampenlicht, in das er nicht gehört. Deshalb will ich meine Schritte kurz halten, bescheiden sozusagen, und ich werde die Rede in kleine Abschnitte einteilen, der Übersicht wegen. Ich bleibe Ihnen natürlich einiges schuldig, weil ich nicht alles sage, was ich weiß, aber viel mehr als ich sage, weiß ich auch nicht.

Eine erste Überlegung:
Political Correctness ist ein Jargon der Sensibilität – wir sagen lieber sensibel, statt leicht beleidigt oder sagen authentisch statt unbeholfen.

Das ist Rücksicht, Takt, Freundlichkeit und ist Höflichkeit. Wir kommen im Alltag ohne Taktgefühl nicht aus. Wir sprechen dauernd mit eingebautem Rücktritt. Um sich Feinde zu machen reicht es, zu sagen was man denkt. Weiterlesen

Saudi Arabien kann es sich leisten, weil es nichts kostet

Heute ist der 3. Jahrestag der Verhaftung von Raif Badawi. Heute ist auch der Geburtstag seines ebenfalls verhafteten Anwalts Waleed Abu al-Khair.

Jimmy Wales, Gründer von Wikipedia und einer der Unterstützer der Kampagne zur Freilassung der beiden, richtet aus diesem Anlass eine Videobotschaft an den saudischen König und die Regierung. Darin heißt es unter anderem: “Merely speaking your mind is not a crime. … There’s a rising mood and a rising movement worldwide to put pressure on our governments and on our businesses to stop doing business with you – it’s going to really hurt you – Now’s the Time”
UnbenanWales bringt einen wesentlichen Punkt ins Spiel: Saudi Arabien kann die Menschenrechte fortgesetzt mit Füßen treten, weil dies in all den vergangenen Jahrzehnten weder wirtschaftliche Konsequenzen hatte, noch für diplomatische Verstimmungen sorgte, weil es bisher nichts oder nur sehr wenig kostete. Versuchen wir also, die Kosten zu erhöhen! Die Verletzung der Menschenrechte im Allgemeinen und die Vollstreckung des Urteils gegen Raif Badawi und Waleed Abu al-Khair im Speziellen sollte für Saudi-Arabien so teuer werden, dass es seine bislang kompromisslose Haltung überdenkt. Das würde vielleicht nicht nur dazu führen, dass die von den saudischen Autoritäten als gerecht bezeichnete Auspeitschung von Raif Badawi weiter ausgesetzt wird, sondern auch den zunehmend in Erscheinung tretenden Kräften im Land helfen, die die steinernen Verhältnisse aufweichen möchten und sich Freiheit und Menschenrechte wünschen. Diese sind letztlich die Adressaten der Urteile gegen Raif Badawi und seinen Anwalt.

Bislang zeigt sich Saudi-Arabien zu keinerlei Konzessionen bereit. In den letzten Tagen, nach der neuerlichen Bestätigung des Urteils Weiterlesen