Am 9. September verkündete das Wiener König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID) in einer Presseaussendung die Gründung des Muslim-Jewish-Leadership Council (MJLC) unter seinem Dach. Gründungsmitglied des MJLC ist Ibrahim el-Zayat, eine der zentralen Figuren der internationalen Muslimbruderschaft in Europa, den man nach einem Urteil des OLG München offiziell als Funktionär der Muslimbruderschaft bezeichnen darf (Az.: 18 U 5181/05).
Ibrahim el-Zayat gründete und leitete in Europa zahlreiche Organisationen, die als Tarnorganisationen der Muslimbruderschaft gelten oder derselben nahe stehen, darunter im Jahr 1996 das Forum of European Muslim Youth and Student Organizations (FEMYSO), dessen Vorsitz er bis 2002 innehatte und dem auch die MJÖ (Muslimische Jugend Österreichs) eine Zeitlang angehörte. Er sitzt darüber hinaus im Vorstand der Federation of Islamic Organisations in Europe (FIOE), die von verschiedenen Verfassungsschutzämtern der Muslimbruderschaft zugerechnet wird. Zudem wurde el-Zayat im Jahr 2000 als Treuhänder der der Muslimbruderschaft nahe stehenden Bildungseinrichtung Institut Européen des Sciences Humaines (I.E.S.H.) in Château-Chinon in Frankreich vorgestellt. Auf eben dieser Schule hat seine Schwester, die Direktorin der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien (IRPA), Amena Shakir eine Ausbildung genossen.
Am 19. März 2004 wurde Ibrahim el-Zayat auf der Webseite „www.islam-online.net“ als Vertreter der Muslimbrüder in Deutschland bezeichnet, was als Information aus dem Inneren der Bruderschaft angesehen werden kann, denn diese Website steht Yussuf al-Qaradawi nahe[i], den man als aktuellen Chefideologen der Muslimbruderschaft bezeichnen könnte. In Europa wurde al-Qaradawi vor allem dadurch bekannt, dass er die Todesstrafe für den Abfall vom Islam, 100 Peitschenhiebe als Strafe für Homosexuelle, und Selbstmordattentate von Palästinensern befürwortet, den Holocaust für eine Strafe Gottes hält und Hitler für den Mann, dem es gelungen sei, die Juden zurechtzuweisen. In Dublin leitet er das von ihm gegründete European Council for Fatwa and Research. Nur am Rande sei erwähnt, dass der Wiener Obmann der Initiative Muslimischer Österreicher Tarafa Baghajati im Jahr 2009 zu Yussuf al-Qaradawi nach Katar geflogen ist, um ein Rechtsgutachten gegen weibliche Genitalverstümmelung einzuholen.
Durch seine Heirat mit Sabiha Erbakan, der Schwester des früheren deutschen Millî-Görüş-Chefs Mehmet Erbakan, ist Ibrahim el-Zayat das Schanier zwischen der ägyptischen Muslimbruderschaft und der türkischen Millî Görüş und verknüpft somit in seiner Person die beiden bedeutenden Strömungen des türkischen und des ägyptischen politischen Islam. Diesbezüglich äußerte sich auch das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und bemerkte, El-Zayats Verbindungen reichten „durch persönliche Kontakte von Funktionären und gemeinsame Projekte sowohl in den Bereich von islamisch-extremistischen Organisationen arabischstämmiger als auch türkischstämmiger Muslime, sowie zu einer islamischen Hilfsorganisation, die im Verdacht steht, heimlich den islamistischen Terrorismus zu unterstützen.“ Gemeint ist vermutlich die ebenfalls in der oben genannten Presseaussendung des KAICIID genannte „Hilfsorganisation“ Islamic Relief Worldwide, eine weitere Tarnorganisation der Muslimbruderschaft, die in Israel wegen Unterstützung der Hamas verboten und von den Vereinigten Arabischen Emiraten auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt wurde. Doch hiermit nicht genug: Durch seine Funktion als Generalbevollmächtigter der Europäischen Moscheebau- und Unterstützungsgesellschaft (EMUG) ist el-Zayat zudem Verwalter von Moscheen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş e.V. (IGMG).
Seine Einladung zu einem Workshop des KAICIID Ende August in Wien, der der Gründung des Muslim-Jewish-Leadership Council vorausging, war nicht el-Zayats erster engerer Kontakt zu einer von Saudi Arabien finanzierten Organisation im Herzen Europas. Ibrahim El-Zayat unterhielt schon immer enge Kontakte zu Saudi Arabien und war unter anderem jahrelang Europa-Vertreter der finanzkräftigen World Assembly of Muslim Youth (WAMY), die der saudischen Regierung nahesteht. Im 1989 von Saudi-Arabien geschaffenen Dachverband Islamisches Konzil in Deutschland (IKD) wiederum hatte er eine Spitzenposition als Generalsekretär inne. Und die von ihm gegründete, weiter oben erwähnte europäische Jugend- und Studentenorganisation FEMYSO wird maßgeblich von saudischen Sponsoren gefördert.
Im Februar 2007 wurde Ibrahim el-Zayat neben 24 weiteren Angeklagten von einem ägyptischen Militärgericht wegen Finanzierung der Muslimbruderschaft in Abwesenheit zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, was dem Verfassungsschutz von Baden-Württemberg im Jahr 2008 eine Erwähnung im jährlichen Verfassungsschutzbericht wert war.
Dass das König Abdullah Zentrum in Wien ausgerechnet eine Schlüsselfigur der Muslimbruderschaft und des politischen Islam in Europa nach Wien eingeladen hat, um unter seinem Dach an einer Konferenz teilzunehmen und eine Organisation zu gründen, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen der Kritiker des Zentrums: Es dient Saudi Arabien als Einfallstor für die Etablierung islamistischer Strömungen und Gruppierungen in Europa. Als Gründungsmitglied des KAICIID ist die österreichische Regierung verpflichtet, diesen Aktivitäten schnellst möglich einen Riegel vorzuschieben, soll Wien nicht zur neuen Drehscheibe islamistischer Aktivitäten in Europa werden.
[i] Verfassungsschutzbericht des Landes Bayern 2004, S. 185
Die MJÖ wurde als Teil der FEMYSO gegründet und ist selbstverständlich noch Mitglied.
“soll Wien nicht zur neuen Drehscheibe islamistischer Aktivitäten in Europa werden”
Wie? Wien ist längst Drehscheibe des islamischen Terrors in Europa. Zentrale ist die IGGiÖ.
Warum immer Saudi-Arabien kritisieren, wenn man die Muslimbruderschaft meint? Die beiden liegen noch lange nicht im selben Bett.
Nach eigenen Angaben ist die MJÖ seit 2005 nicht mehr Mitglied der FEMYSO.